DSIDE

Die meisten Menschen akzeptieren achselzuckend, wenn es das gewünschte Kleidungsstück von der Stange nicht gibt. Was uns die Mode vorgibt und die Hersteller anbieten, kann so falsch ja nicht sein. Andere, die Minderheit, sucht nach Alternativen, z.B. im Second-Hand Umfeld. Für die wenigsten aber ist die vermeintliche Marktlücke Grund genug, ein eigenes Modelabel zu gründen. So einer ist Benjamin Janzen.

Als jugendlicher Skateboarder fand er im Handel, d.h. bei Levi’s und Co., nicht die passende Jeans. D.h. eine, die weder zu eng noch zu weit geschnitten ist. Also eine Hose, die sich gut zum Skaten tragen lässt und trotzdem nicht ins Extreme geht. Damals gab es nur enge Mode-Jeans oder super weite Hip-Hop-Jeans. Also hat er mit seinem damaligen Partner etwas dazwischen entwickelt, einen locker-lässigen Schnitt, der Jahre später tatsächlich groß in Mode kam. Heute entspricht das wohl am ehestem einem Loose-Fit.
2001, immer noch Teenager, lässt er DSIDE zusammen mit einem Freund als Marke schützen. Das Label ist von Anfang an auf Skater-Hosen spezialisiert. DSIDE-Jeans haben genau den richtigen Schnitt und sind komplett frei von Metallen: keine Nieten und Knöpfe. Der Reißverschluss ist durch einen Klettverschluss ersetzt.
Das Projekt fällt später in den Dornröschenschlaf und Benjamin Janzen probiert verschiedene Jobs aus, unter anderem im Textileinzelhandel.

2015 wiederholt sich die Geschichte: er sucht eine neue Jeans und findet im Handel nichts. Diesmal soll es ein Modell aus 100% Baumwolle sein, am liebsten Selvedge-Denim. Also kauft er bei Pacific Blue in Los Angeles einige Meter Selvedge Denim und begibt sich in Deutschland auf die Suche nach einer Schneiderei, die ihm daraus eine Jeans näht. Die meisten Schneidereien winken ab. Entweder fehlt es am Know-how oder an Maschinen, um den schweren Stoff zu verarbeiten. Manch einer behauptet, Jeans nähen zu können und heraus kommt nur Murks. Letztlich wird er bei einer traditionelle Jeanshosen-Manufaktur in Aschaffenburg fündig. Leider muss der Inhaber der Manufaktur diese aus Altersgründen aufgeben und den Betrieb aufgeben. Benjamin Janzen steht also wieder ganz am Anfang.
Mit den nächsten Partnerschaften hat er mehr Glück. Heute arbeitet der Heidelberger mit mehreren Schneidereien in Deutschland.

Zunächst gehen die Jeans der reaktivierten Marke DSIDE an Freunde und Bekannte. 2017 hat er dann verkaufsfähige Modelle und ab 2019 auch erste Vertriebspartner, die DSIDE-Jeans in ihren Läden verkaufen. 2020 kommt der eigene Online-Shop dazu.

Seine aktuelle Kollektion umfasst drei Herrenschnitte und einen Schnitt für Damen. Er verwendet ausschließlich Selvedge Denim, meist von Candiani. Die Hosen gibt es nur als Raw-Versionen, auch das Damenmodell. Für BYTEMYSTORK ist die Linie aus Biobaumwolle interessant.

Der DSIDE-Gründer sieht sich übrigens weniger als Chef, sondern eher als Teil einer Community:

DSIDE PRODUCTS ist eine Bekleidungsmarke aus Heidelberg. Hinter DSIDE stehen neben dem Gründer Benjamin, seine Partnerin Anastasia und ein Netzwerk an Mode- und Textilexperten, freien Künstlern und kreativen Menschen. Qualität, Design und Langlebigkeit ihrer Produkte haben dabei oberste Priorität.

DSIDE Webseite (2021)

Für die nächste Zukunft plant Benjamin Janzen ein eigenes Musteratelier. Motivationen sind die Begeisterung für die Herstellung eigener Jeans und die Freude am Charme alter Nähmaschinen. Auf jeden Fall will er am Leben halten oder wieder zu neuem Leben verhelfen, was es in Deutschland immer weniger gibt: Fertigungskompetenz und handwerkliches Know-how.

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