Tipp: Jeans vor dem ersten Tragen waschen
Zusammenfassung
Ich empfehle für die allermeisten weltweit produzierten Jeans, diese vor dem ersten Gebrauch zu waschen. Das hat folgende Gründe:
- Belastung mit Chemikalien und “losem Indigo” durch das Färben des Garns
- Verschmutzung (durch Staub) während der Konfektion
- Belastung mit Chemikalien bei der Veredlung
- Nicht ausreichende Wäsche (unerwünschte Chemikalien verbleiben im Stoff)
- Verschmutzung während der Nacharbeiten (restliche Näharbeiten, Bügeln, Endkontrolle)
- Belastung mit Chemikalien während des Transports
- Verschmutzung durch den Verkauf
Deshalb sollten neue Jeans vor dem ersten Tragen gewaschen werden. Ausnahmen sind aus meiner Sicht Produkte von sehr kleinen Betrieben und solche aus besonders verantwortungsvoller Produktion. Gerade Produktionsstätten, die für Besucher zu besichtigen sind, achten besonders auf Sauberkeit. Diese sind jedoch, bezogen auf die Anzahl aller produzierten Jeans, in der Minderheit. Letztere sind die bevorzugten Lieferanten von BYTEMYSTORK. Deshalb sage ich meinen Kunden, dass sie ihre neue Jeans nicht erst waschen müssen. Anders ist das bei Menschen mit besonders empfindlicher Haut.
Im folgenden zeige ich anhand von Beispielen, warum neue Jeans beim Verkauf oftmals “nicht ganz sauber” sind.
Die Jeans-Produktion ist ein mehrstufiger Prozess, von der Baumwollernte über das Spinnen, Weben, die Konfektion bis zur Veredlung/Wäsche. In jedem dieser Schritte ist das Material den Verschmutzungen des Produktionsumfelds ausgesetzt. Dazu kommen Belastungen durch den Transport und möglicherweise beim Verkauf der Ware.
Zum Schluss gehe ich auf den Sonderfall der Raw Jeans ein.
Spinnen, Färben und Weben
Das Spinnen ist in den allermeisten Fällen ein stark automatisierter Prozess, bei dem die sehr dünnen Baumwollfasern zu Garn verarbeitet werden. Dabei werden auch Faserkleinteile mit versponnen, die später ausgewaschen werden.
Beim Färben werden die Kettfäden indigo-blau eingefärbt (Blue Jeans). Außer bei einigen elektro-chemischen Verfahren, z.B. SmartIndigo®, werden dafür chemische Substanzen benötigt, die anschließend wieder ausgewaschen werden müssen.
Das Weben ist, wie das Spinnen, ein in den meisten Fällen stark automatisierter Prozess. Natürlich ist jeder Produzent sehr daran interessiert, sichtbare Verschmutzungen seiner Stoffe zu vermeiden, die sich trotzdem nicht immer vermeiden lassen.
Konfektion I
Bei der Konfektion werden zunächst aus dem Stoff die Einzelteile der Jeans zugeschnitten. Anschließend erfolgt das Vernähen zur kompletten Jeans. Bei diesen beiden Schritten entsteht der für Schneidereien typische Textilstaub.
Je mehr Jeans in einem Raum verarbeitet werden, desto höher ist die Staubbelastung. Hier spielen natürlich auch die Güte der Entlüftung und eine regelmäßige Reinigung des Bodens und der Arbeitsplätze eine Rolle.
Veredlung/Wäsche
Die meisten Jeans werden vor ihrer Wäsche mehr oder weniger stark “veredelt”. Das heißt, dass mit Laser, Bleiche (chemisch oder Ozon) oder manuellem Abrieb Aufhellungen im Stoff erzeugt werden. Beim Lasern und den manuellen Schritten entsteht besonders viel Staub. Dieser sollte in der abschließenden Wäsche zusammen mit dem Verschmutzungen aus den vorherigen Produktionsschritten ausgewaschen werden. Gleiches gilt für Rückstände einer chemischen Bleiche. Verbleibt durch ungenügende Wäsche noch Bleichmittel im Stoff, wird die Jeans später ungewollt weiter ausbleichen und kann unangenehm riechen.
Die Industriewäsche dient mehreren Zwecken:
- Erzeugen gewünschter Wascheffekte (z.B. “Stonewash”)
- Auswaschen der Chemikalienrückstände vom Färben
- Auswaschen der Verschmutzungen aus der Konfektion
- Auswaschen der Verschmutzungen von der Veredlung
- Auswaschen der Rückstände vom Bleichen
Übrigens: bei nachhaltiger Produktion dürfen ein Großteil der kritischen Chemikalien nicht verwendet werden.
Konfektion II
Beim letzten Produktionsschritt erhalten die gewaschenen Jeans Label-Patches und Etiketten. Die fertigen Jeans werden danach gebügelt, nochmal überprüft und zum Schluss verpackt. Natürlich nehmen die Textilien bei diesen Schritten wieder etwas Produktionsstaub auf.
Transport
Je kürzer der Transport ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Verschmutzung. Jeans aus Europa und der Türkei werden typischerweise per LKW transportiert. Jeans aus Asien kommen meist per Seefracht nach Deutschland. Dabei besteht die Gefahr, dass die Ware während ihres wochenlangen Transports verschmutzt.
Hochwertige japanische bzw. amerikanische Jeans werden z.T. per Luftfracht nach Deutschland transportiert.
Verkauf
Das Anprobieren einer Jeans vor dem Kauf ist eine sehr sinnvolle Sache. Einige Kunden probieren fünf oder mehr Hosen an, bevor sie das für sie beste Exemplar gefunden haben. Das ist im Ladengeschäft und auch beim Internetkauf so. Dabei können neue Jeans etwas verschmutzen. Manchmal sind das einige Katzen- oder Hundehaare. Seltener nimmt ein Textil auch etwas Parfüm an.
Empfehlung
Bei konventionell hergestellten Jeans empfehle ich, diese immer vor dem ersten Tragen zu waschen.
Jeans von BYTEMYSTORK stammen aus nachhaltiger Produktion, oft aus Deutschland, Italien oder den USA. Diese können aus meiner Sicht sofort ohne Bedenken getragen werden. Jedoch empfehle ich Menschen mit besonders empfindlicher Haut jedes neue Kleidungsstück vor der ersten Benutzung zu waschen.
Sonderfall: Raw Jeans
Jeans aus Dry Denim werden weder industriell veredelt, noch vorgewaschen. Deshalb entfällt die potentielle zusätzliche Belastung durch Bleichstoffe. Allerdings erfolgt keine reinigende Wäsche nach der Konfektion. Deshalb sind Raw Modelle potentiell stärker mit Staub belastet als industriell vorgewaschene Jeans. Außerdem ist die locker aufliegende, obere Indigo-Schicht noch vorhanden.
Einige meiner Raw Jeans Kunden soaken ihre neuen Jeans, um einen Großteil des Einlaufens bei der ersten Wäsche vorwegzunehmen und ein zu starkes Abfärben zu vermeiden. Beim Soaken verliert die neue Jeans praktisch kaum Farbe, da nur die oberste Farbschicht ausgespült wird. Diese Schicht liegt sowie nur locker auf der Faser.
Ich selber trage meine Raw Jeans in den meisten Fällen grundsätzlich ungewaschen und verzichte auch auf ein Soaking.
Links
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