Weichspülerflasche in Wäschekorb auf einer BYTEMYSTORK Jeans, die auf links gedreht ist

Jeans mit Weichspüler waschen

Praktisch alle Jeans-Hersteller und die meisten Publikationen empfehlen, bei der Jeans-Wäsche auf Weichspüler zu verzichten. Als hauptsächlicher Grund wird die Passformproblematik genannt: die Verwendung von Weichspüler kann dazu führen, dass deine Jeans ausleiern. Außerdem können weichgespülte Textilien Kontaktallergien auslösen.
Andererseits verwenden viele Jeans-Hersteller bei der Produktion Weichspüler. Warum also soll Weichspüler (engl. Softener) im privaten Haushalt schlecht sein, wenn die Industrie die Jeans vorher auch schon mit Weichspüler wäscht?

In diesem Beitrag beschreibe ich die Wirkung der einzelnen Bestandteile von Weichspüler bei der Jeans-Wäsche und was die Verwendung von Weichspüler für Konsumenten und Umwelt bedeutet.

Weichspüler Inhaltsstoffe

Haushaltsübliche Weichspüler bestehen aus einer Vielzahl von Inhaltsstoffen. Hauptbestandteil ist in jedem Fall Wasser. Dazu kommen die eigentlichen Wirksubstanzen, die für die Geschmeidigkeit und den angenehmen Geruch der Textilien sorgen. Außerdem sind Hilfsstoffe enthalten, welche das Produkt Weichspüler für Endkunden haltbar und ästhetisch angenehm machen.
Folgende Inhaltsstoffe können enthalten sein:

  • Wasser
  • Kationische Tenside
  • Lösungsmittel
  • Kunststoffverbindungen
  • Duftöle, Duftstoffe
  • Ameisensäure
  • Silikone, Silikonharze
  • Emulgatoren
  • Bindemittel, Stabilisatoren
Foto einer Weichspülerflasche, auf dem die "Inhaltsstoff-Volldeklaration" zu sehen ist
Beispiel für Weichspüler Inhaltsstoffe

Im Folgenden gruppiere ich die genannten Wirk- und Hilfssubstanzen. Ein einfaches Gut-/Schlecht-Schema verbietet sich, da jeder Hersteller etwas andere Chemikalien verwendet.

Kationische Tenside

Die Wirkung Kationischer Tenside im Weichspüler beruht auf deren wasserabweisenden Eigenschaften. Dafür werden die Fasern des Stoffes beim Weichspülen mit einer sehr dünnen Fettschicht ummantelt. Derart behandelte Textilien trocknen, ohne dass es zu den typischen adhäsiven “Verklebungen” der Textilfasern kommt.

Kationische Tenside können tierischen, pflanzlichen oder petrolchemischen Ursprungs sein. Bei den meisten Weichspülern handelt es sich um die tierische Variante. Hierbei werden für die Produktion Schlachtabfälle verwendet. Das ist für viele Verbraucher ethisch problematisch, auch wenn das Tier nicht speziell für den Weichspüler gehalten und getötet wurde. Die Verwendung tierischer Abfälle ist jedoch nicht neu: Seife wurde schon vor Jahrhunderten aus Knochenfetten, Schmalz oder Talg hergestellt.
Ein alternativer, pflanzlicher Rohstoff ist zum Beispiel Palmöl. Palmöl steht jedoch exemplarisch für Monokultur und die Abholzung großer Flächen Regenwalds.
In jeden Fall bleibt ein Entscheidungsdilemma: Auf der einen Seite die unappetitliche, aber vernünftige tierische Herkunft und auf der anderen Seite die aus Umweltsicht problematische Verwendung von Palmöl oder Erdöl.
Übrigens bildet sich die Fettschicht bei der Weichspüler-Wäsche nicht nur auf den Textilfasern. Sie lagert sich auch in der Waschmaschine ab. Es bildet ein Biotop, bei dem es zu Zersetzungsprozessen durch Bakterien kommt. Das ist einer der Hauptgründe für unangenehme Gerüche in Haushaltswaschmaschinen.

Duftstoffe

Parfüme im Weichspüler sorgen dafür, dass die Wäsche angenehm riecht. Der Effekt ist bei einigen synthetischen Fasern, z.B. Polyester, deutlich stärker ausgeprägt als bei Baumwolle.

Konservierungsstoffe

Die in Weichspüler enthaltenen Wirksubstanzen, vor allem die Fette, sind verderblich. Deshalb enthalten handelsübliche Weichspüler Konservierungsstoffe, um das Produkt haltbar zu machen.

Farbstoffe

Verbraucher meiden Substanzen, die ungesund oder unnatürlich aussehen. Deshalb enthalten Weichspüler Farbstoffe. Diese lassen die Weichspülerflüssigkeit angenehm erscheinen.

Lösungsmittel

Lösungsmittel im Weichspüler sorgen dafür, dass der Weichspüler vom Verbraucher als eine konsistent-cremige Substanz wahrgenommen wird.

Emulgatoren

Emulgatoren werden verwendet, um Wasser-orientiere und Öl-orientierte Inhaltsstoffe des Weichspülers zu vermischen.

Weichspüler und Jeans

Da Jeans mittlerweile aus verschiedenen Stoffmischungen produziert werden und Weichspüler sich in der Zusammensetzung unterscheiden, sind pauschale Aussagen schwierig. Während ein Weichspüler bei einer Jeans aus 100% Baumwolle zu den gewünschten Effekten Weichheit und Duft führt und dies deiner Jeans gar nichts ausmacht, kann derselbe Weichspüler auf eine andere Jeans verheerend wirken.

Jeans mit Elasthan-Anteil können auf Weichspüler-Wäsche mit dem dauerhaften Verlust ihrer Elastizität reagieren. In Extremfällen fallen solche Jeans völlig aus der Form und sind verdorben.

Jeans mit Polyester-Anteil nehmen die im Weichspüler enthaltenen Duftstoffe besonders stark an. So wird aus einem angenehmen Duft durch zu hohe Intensität etwas Unangenehmes, Störendes.

Vor – und Nachteile der Jeans-Wäsche mit Weichspüler

Vorteile der Jeans-Wäsche mit Weichspüler

Viele Verbraucher wünschen sich ihre Jeans angenehm weich. Und dezent duften darf die Hose auch gerne. Genau dafür gibt es Weichspüler. Hier die wichtigsten Vorteile:

  • mit Weichspüler gewaschene Jeans haben eine angenehm weiche Haptik
  • angenehmer Duft
  • durch die “Imprägnierung” der Faser mittels Fettmantel nimmt der Stoff deiner Jeans weniger Schmutz auf

Nachteile der Jeans-Wäsche mit Weichspüler

Auf der anderen Seite berichten viele Verbraucher über Hautirritationen nach der Verwendung von Weichspülern. Und viele stören sich an der ethisch schwierigen Frage der Herkunft der Kationischen Tenside. Hier die wichtigsten Nachteile:

  • Weichspüler kann Hautirritationen auslösen
  • Weichspüler können die elastischen Fasern deiner Jeans angreifen
  • Weichspüler verringert die Luftdurchlässigkeit deiner Jeans .. du wirst in einer weichgespülten Jeans schneller schwitzen
  • Duftstoffe im Weichspüler können dazu führen, dass Jeans mit Polyester-Anteil zu intensiv “duften”. Je höher der Polyester-Anteil ist, desto stärker ist der Weichspüler-Geruch.
  • für die Herstellung von Weichspüler werden Rohstoffe benötigt, die entweder unästhetisch oder aus Umweltsicht problematisch sind
  • Weichspüler führt zu unangenehmen Gerüchen in der Waschmaschine

Die beiden gravierendsten Nachteile von Weichspülern, Hautprobleme und das Ausleiern von Stretch-Jeans, sind in erster Linie auf die enthaltenen Zusatzstoffe zurückzuführen, weniger auf die eigentlichen Wirksubstanzen. Probleme mit Weichspülern treten meist dann auf, wenn die Dosierung nicht stimmt, du also zu viel Weichspüler verwendest. Auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift!

Weichspüler bei der industriellen Jeansherstellung

Die meisten heute produzierten Jeans werden am Ende des Herstellungsprozesses industriell gewaschen. Je nach Vorgaben des Herstellers bzw. Labels kommt dabei Stärke oder Weichspüler zum Einsatz. So werden einige Jeans bei der finalen Wäsche etwas gestärkt, um gerade bei dünnen Stoffen einen festeren Griff zu erreichen. Bei anderen Jeans kommt Weichspüler zum Einsatz, da eine angenehme Haptik ein wichtiges Entscheidungskriterium beim Kauf ist. Der in der Industrie verwendete Weichspüler ist jedoch nicht mit herkömmlichem Haushalts-Weichspüler vergleichbar. In der Industrie wird auf Duftstoffe verzichtet. Außerdem werden die meisten Zusatzstoffe nicht benötigt. Dazu kommt, dass eine Fehldosierung von Weichspüler in der Industrie viel seltener ist als in Privathaushalten.

Weichspüler und Umwelt

Aus Umweltsicht sind Weichspüler ein Ärgernis. Vor allem ist Weichspüler ein verzichtbares Produkt, für das es umweltfreundliche Alternativen gibt. Für die Herstellung von Weichspüler werden Rohstoffe benötigt. Und die Inhaltsstoffe gelangen nach der Wäsche ins Abwasser. Einige davon, z.B. die Fette, sind biologisch schwer abbaubar.

Weichspüler sollten immer nur dann eingesetzt werden, wenn man seine Funktionen auch wirklich benötigt, da es sich hierbei um einen zusätzlichen Eintrag von Chemikalien in die Umwelt handelt. Wenn Sie nicht auf den Gebrauch von Weichspülern verzichten wollen, reduzieren Sie diesen und dosieren Weichspüler so sparsam wie möglich.

Umweltbundesamt

Weichspüler Alternativen

Wer du deine Jeans besonders weich und/oder besonders duftend magst, wirst du jetzt vermutlich nach einem Ersatz für Weichspüler suchen. Leider gibt es nicht die EINE Lösung, sonst wären Weichspüler trotz ihrer bekannten Nachteile für Kleidung, Gesundheit und Umwelt nicht so erfolgreich. Je nachdem, ob es der weiche Griff ist, der es dir angetan hat oder der angenehme Duft, kannst du folgende Tipps ausprobieren.

Weiche Jeans ohne Weichspüler

Um deine Wäsche auch ohne Weichspüler angenehm geschmeidig zu bekommen, solltest du folgende Tipps beherzigen:

Richtige Dosierung des Waschmittels

Auch wenn es banal klingt: mit der richtigen Dosierung deines Waschmittels kannst du beeinflussen, wie steif deine Wäsche nach dem Trocknen ist.
Bei einer Überdosierung wird deine Waschmaschine möglicherweise nicht alle Waschmittelreste ausspülen können. Das in den Textilien verbleibende Waschmittel gehört nach der Wäsche da nicht hin und kann deine Wäsche fester werden lassen. Außerdem können Waschmittelreste Hautirritationen, zum Beispiel Juckreiz, auslösen.
Zu wenig Waschmittel kann dazu führen, dass Kalkreste in der Wäsche verbleiben.
Die Dosierung eines Waschmittels ist aus gutem Grund abhängig von der Wasserhärte.

Tipp #1: Waschmittel richtig dosieren!

Wäschetrockner

Kratzige, harte Wäsche bekommst du mit Wärme und Bewegung wieder weich. Jede Jeans wird beim Tragen, durch deine Körperwärme und die Bewegungen, von alleine wieder weich. Wenn du sie aber sofort weich haben möchtest, bietet sich der Wäschetrockner an.

Tipp #2: Jeans im Wäschetrockner auf Schonstufe bzw. mit dem Jeans-Programm trocknen

Bügeln

Bügeln ist die beste und schnellste Methode, um deine Jeans nicht nur wieder weich sondern zudem noch glatt zu bekommen. Achte aber auf die Herstellerangaben in deinen Jeans. Bei Stretch-Jeans solltest du nicht heißer als mit der mittleren Stufe (150°C) bügeln. Viele Hersteller empfehlen sogar nur die unterste Stufe (110°C). Bügelst du zu heiß, kannst du das Elasthan in deinen Jeans zerstören. Der Kunststoff verliert seine Elastizität und deine Jeans somit ihre Form.
Bei Jeans aus 100% Baumwolle kannst auf der höchsten Stufe, auch mit Dampf, bügeln. Das machen die Hersteller auch.

Tipp #3: Jeans laut Herstellerangabe bügeln

Essig oder Zitronensäure

Ich halte nichts von der Verwendung von Essig oder Zitronensäure, um Jeans geschmeidig zu machen. Gerade bei Essig muss der lästige Geruch danach wieder aufwändig rausgespült werden.
Wenn deine Waschmaschine innen unangenehm riecht, ist oftmals der Weichspüler selber schuld. Die im Softener enthaltenen Fettsubstanzen lagern sich in der Maschine ab. Dort, im warm-feuchten Klima, fühlen sich Bakterien besonders wohl. Diese Bakterien bauen die Fettreste ab, scheiden dabei aber leider unangenehm riechende Stoffwechselprodukte aus. Deshalb ist es keine gute Idee, Weichspüler wegen des unangenehmen Geruchs der Waschmaschine zu verwenden. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.
Wenn Du Essig oder Zitronensäure einsetzen möchtest, reinige damit deine Waschmaschine. Dazu lässt du eine 90°C Waschgang ohne Wäsche mit stark verdünnter Säure laufen. Dabei werden die Fettsubstanzen ausgespült, Kalkablagerungen verringert und Bakterien getötet. Da die Dosierung der Säuren jedoch problematisch ist, empfehle ich die Verwendung spezieller Waschmaschinen-Reiniger. Denn was nutzt die sauberste Waschmaschine, wenn Gummidichtungen, Schläuche u. dgl. angegriffen und mit der Zeit porös und undicht werden.

Zusatz-Tipp (wenn’s in deiner Waschmaschine unangenehm riecht): Waschmaschine mit Waschmaschinen-Reiniger reinigen

Nicht in der prallen Sonne oder direkt an der Heizung trocknen

Das Schnelltrocknen unter Wärmeeinwirkung ohne Bewegung deiner Wäsche führt dazu, dass sie besonders steif wird.
Grundsätzlich solltest du mit dem Trocknen deiner Jeans in praller Sonne vorsichtig sein. Indigo, der Farbstoff aller Blue Jeans, ist sehr lichtempfindlich.

Duftende Jeans ohne Weichspüler

Jeans sind normalerweise geruchsneutral. Wenn eine frisch gewaschene Jeans unangenehm riecht solltest du nicht versuchen, diesen Geruch durch einen angenehmen Geruch zu übertünchen. Versuche vielmehr, zuerst den unangenehmen Geruch loszuwerden.
Wenn deine neue Jeans von Beginn an unangenehm riecht, kann dies folgende Ursachen haben:

  • Chemikalienreste, die bei der abschließenden Industriewäsche nicht komplett ausgewaschen wurden
  • deine Jeans wurde neben etwas streng riechendem gelagert oder transportiert
  • der Container, in dem die Jeans (z.B. per Schiff) transportiert wurde, wurde mit Fungiziden begast

Die meisten dieser Gerüche sollten nach wenigen Wäschen verschwunden sein.

Wenn du einer an sich neutral riechende Jeans einem besonderen Duft geben möchtest, kannst du folgendes ausprobieren:

  • gebe zum Waschgang ein spezielles Wasch-Duftöl hinzu
  • lege in deinem Wäscheschrank auf, unter oder neben deine Jeans einen Duftbeutel

Fazit

Weichspüler sind leicht anzuwenden und machen deine Jeans geschmeidig weich und duftend. Allerdings ist die Verwendung von Weichspüler sowohl aus gesundheitlicher als auch aus Umwelt-Sicht kritisch. Außerdem sind Softener schlecht für deine Waschmaschine.

Wäschetrockner und Bügeleisen sind die erste Wahl wenn es darum geht, deine Wäsche auch ohne Chemie nach dem Waschen geschmeidig zu haben.
Und was den Geruch angeht: Jeans sollten neutral, also nach gar nichts riechen. Einen angenehmen Duft um die Nase bekommst du auch anders hin.

Links

Statement des Umweltbundesamtes zur Verwendung von Weichspüler

Bestandteile von Weichspülern des Herstellers Procter & Gamble

Marco Rahn
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