Sind Kunstleder eine Alternative?
Aus welchem Material sind gute Label-Patches bei Jeans?
Das Material eines Label-Patches entscheidet über Gestaltungsmöglichkeiten, Haltbarkeit, Haptik und Alterungseigenschaften. Jacron und Leder sind die bekannten Klassiker, aber immer mehr Marken setzen auf verschiedene Kunstleder-Alternativen, auf Stoff oder verzichten ganz auf das Patch.
In diesem Artikel zeige ich die Vor- und Nachteile der verschiedenen Materialen für Label-Patches bei Jeans auf.
Leder
Leder ist das klassische Material für Patches. Es ist sehr haltbar, gut verfügbar, lässt sich prägen, bedrucken und bemalen. Dazu kommt die von vielen besonders geschätzte Eigenschaft von Leder, mit der Zeit durch Benutzung natürlich zu altern. Diese für hochwertiges Leder typische Authentizität ist der wichtigste Grund für Hersteller von Jeans im oberen Preissegment, Label-Patches aus Leder zu verwenden.
So beliebt Leder als Material ist, hat es einen Nachteil. Durch oftmaliges Waschen einer Jeans wird Leder ohne extra Pflege mit der Zeit unansehnlich und spröde. Leder ist praktisch “tote Haut” und kann sich nicht selber fetten. Deshalb ist bei Jeans mit Leder-Patches eine Extra-Pflege notwendig. Am besten pflegst du das Patch ab und zu mit einem Lederpflegemittel oder einfach mit Bodylotion. Diese Pflege dient dazu, die fetthaltige Schutzschicht des Leders zu erhalten. Damit solltest du nicht bis nach der Wäsche warten. Das Trocknen im Trockner ist natürlich tabu.
Bei etwas Pflege sieht das Lederpatch deiner Jeans auch noch nach vielen Jahren gut aus.
Jacron
Dieser an dickes Papier erinnernde Werkstoff besteht zum allergrößten Teil aus Zellulose. Der Nicht-Zellulose Anteil liegt im einstelligen Prozentbereich. Meist handelt es sich dabei um Acryl-Additive.
Vermutlich werden die meisten Label-Patches für Jeans derzeit aus Jacron hergestellt. Das hat gute Gründe. Jacron ist sehr günstig herzustellen. Ein einfaches Jacron-Patch kostet nur wenige Cent. Es lässt sich gut bedrucken. Außerdem können unterschiedliche Texturen realisiert werden.
Das Material wird schon sehr lange für Jeans-Patches verwendet. Während des 2. Weltkriegs durften amerikanische Jeans-Hersteller kein Leder verwenden, da dies als kriegswichtige Ressource galt.
Die Art und Weise, mit der ein Jacron-Patch im Laufe eines Jeans-Lebens altert, hatte genug Zeit, sich bei den Verbrauchern als begehrenswert zu etablieren. Ein abgewetztes Jacron-Patch sieht auf einer durchgetragenen Jeans sehr cool aus.
Damit vereint Jacron viele Eigenschaften, die es für die Hersteller und für Kunden zum bevorzugten Werkstoff für Jeans-Label-Patches machen: kostengünstig verfügbar, gute Gestaltungsmöglichkeiten, haltbar mit schöner Patina und biologisch abbaubar.
Kunstleder
Es gibt nicht das eine Kunstleder. Praktisch ist jedes Material, das Ledereigenschaften imitiert und künstlich hergestellt wird, Kunstleder. Deshalb ist die Frage, was Leder-Ersatzmaterialien taugen, nur für das jeweilige Produkt zu beantworten. Allgemein galt Kunstleder lange Zeit als minderwertige, billige Alternative zu Echtleder. Dazu kommt, dass viele dieser Materialien auf Grund des hohen Anteils an Kunststoffen nicht biologisch abbaubar und außerdem schlecht recycelbar sind. Damit widerspricht die Verwendung von Kunstleder in vielen Fällen dem Grundgedanken der Nachhaltigkeit: eine Kreislauf-orientierte Nutzung unserer natürlichen Ressourcen. Doch gibt es bei Kunstleder bzw. allgemein bei Leder-Substituten verschiedene interessante Entwicklungen, die eine bessere Ökobilanz adressieren.
Im folgenden gehe ich auf die wichtigsten Kunstlederarten ein, die als Label-Patches verwendet werden.
Alcantara
Alcantara ist der Markenname eines Kunststoffmaterials, das eine ähnliche Oberflächenstruktur wie Nubuk-Leder hat. Praktisch besteht Alcantara aus Polyester mit einer PUR-Beschichtung.
Als Label-Patch für Jeans ist Alcantara aufgrund seiner schönen Haptik, der guten Prägeeigenschaften und Haltbarkeit gut geeignet. Als reines Kunststoffprodukt ist Alcantara jedoch nicht biologisch abbaubar.
Apfelleder
Das Kunstleder mit dem ausgesprochen sympathischen Namen fällt für mich in die Kategorie “gut gemeint aber noch nicht gut genug gemacht”. Da sind zum einen Haptik und Anmutung, die keinen Vergleich mit Echtleder standhalten. Das noch viel größere Problem ist aber, dass fast die Hälfte des Apfelleders aus Kunstoffen, z.B. Polyurethan, besteht und nur etwa 50% aus Apfeltrester. Das Argument, dass mit Apfeltrester ein Abfallprodukt der Landwirtschaft verwendet wird, ist nur dann stichhaltig, wenn der Trester nicht anders, besser eingesetzt werden kann, z.B. als organischer Dünger.
Apfelleder ist auf Grund seines hohen Kunststoffgehalts weder biologisch abbaubar noch recyclingfähig.
Kaktusleder
Kaktusleder hat nach meinen Erfahrungen eine wunderbare Haptik. Es lässt sich gut verarbeiten und ist haltbar. Deshalb wird es z.B. für die Herstellung hochwertiger Taschen verwendet. Nachteil ist der hohe Anteil an Erdöl-basierten Kunststoffen. Dieser Anteil ist teilweise größer als 70%. Damit handelt es sich bei Kaktusleder eigentlich um einen Kunststoff mit einer Beimischung von organischem Material aus der Kaktuspflanze. Deshalb ist Kaktusleder weder kompostierbar noch recyclingfähig.
Pilzleder
Pilzleder ist ein relativ neuer Werkstoff. Es gilt als biologisch abbaubar und im Vergleich zu Echtleder kostengünstig. Für Pilzleder wird das Mycel, also der eigentliche, unterirdische Pilz-Organismus verwendet. Die Produktion ähnelt der von Papier.
Pilze sind einfach anzubauen und innerhalb weniger Woche erntereif.
Perspektivisch kann Pilzleder auch als Material für Label-Patches eine sehr interessante Alternative sein.
Stoff-Patches
Praktisch alle bisher genannten Materialien vermitteln eine Leder- oder Papier-Haptik. Label-Patches aus Stoff, z.B. Polyester oder Denim, bieten den Herstellern zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten. Das Design kann z.B. durch das Stoffgewebe erzielt werden. Solche Patches sind deshalb für manch ein Label eine Möglichkeit, die eigene Marke oder einzelne Modelle von der breiten Masse abzugrenzen.
Gemalte Patches
Das klassische Label-Patch einer Jeans wird meist rechts hinten angebracht .. entweder angenäht oder vernietet. Einige Hersteller verzichten komplett auf solch ein Patch. Stattdessen wird das Patch direkt auf dem Stoff mittels Farbe angebracht. Hier reicht die Palette von einfachem Design (z.B. MUD-Jeans) bis zu aufwändigen Bemalungen, wie sie bei einigen Japanischen Jeans zu finden sind.
Links
Label-Patches bei Jeans .. welches ist das beste Material (Video)
- Tipp: Jeans vor dem ersten Tragen waschen - 19. November 2024
- 7 Fragen zum Firmennamen - 13. September 2024
- Tipp: Jeans richtig trocknen - 5. September 2024